«Frühe Förderung zahlt sich aus!»

Stellungnahme zum Konzept Primokiz und zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung anlässlich der Einwohnerratssitzung vom 30. November 2015 / Es gilt das gesprochene Wort.

«Frühe Förderung zahlt sich aus!»

Für jeden Franken, den die Gesellschaft in die frühkindliche Bildung investiert, erzielt sie eine Rendite von mindestens 2 Franken. Umgekehrt ist erwiesen, dass spätere Massnahmen in der Regel wesentlich teurer sind.

Sehr geehrter Präsident, geschätzte Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte, liebe Anwesende und Gäste!

Mit diesen Worten habe ich Mitte September 2014 rund 40 Interessenvertreterinnen und -vertreter zum ersten Primokiz-Anlass in Zofingen begrüsst. Warum erwähne ich diese Veranstaltung? Weil sie ganz klar gezeigt hat, wie gross das Bedürfnis bezüglich Koordination und Vernetzung bei den Akteurinnen und Akteuren aus dem Frühbereich selber ist. Primokiz ist also nicht Selbstzweck der Verwaltung, die ihre Bürokratie unnötig ausdehnen will auf Bereiche, welche nicht in ihre Kompetenz fallen – wie in einem Fraktionsbericht zu lesen gewesen ist.

Einig sind wir uns dahingehend, dass für die Frühe Förderung und Erziehung in erster Linie die Eltern verantwortlich sind. Und dass es in Zofingen viele gute Angebote gibt, welche sie dabei unterstützen. Auch wenn das mit der Information nicht ganz so einfach ist, wie soeben dargestellt.

Die Stadt ist aber auch selber daran interessiert, möglichst viel aus den bestehenden, meistens privaten Angeboten herauszuholen, sie zu vernetzen und punktuelle Lücken zu schliessen – z. B. durch die Kinder- und Jugendarbeit mit Fokus Quartier West. Denn wenn die Kinder in ihren ersten Lebensjahren von förderlichen Rahmenbedingungen profitieren, sind sie später – das heisst in der Schule und nachher im Berufsleben – erfolgreicher unterwegs. Folglich nehmen sie im Durchschnitt weniger staatliche Hilfe in Anspruch – sei es bei den sonderpädagogischen Massnahmen, sei es in der Sozialhilfe.

Damit sind wir schon wieder mitten in der inhaltlichen Diskussion. Und diese will ich nicht unnötig verlängern. Die Berichte und Wortmeldungen aus den Fraktionen haben gezeigt, dass die Meinungen mehr oder weniger gemacht sind – ob dafür oder dagegen.

Materiell gehen die Ansichten wie gesagt auseinander. Im Gegensatz dazu besteht in Bezug auf formelle Aspekte wie Struktur, Umfang und Vorgehen eher ein Konsens in den Fraktionen. Darin liegt auch der Rückweisungsantrag der FDP begründet. Und da heisst es für mich, selbstkritisch zu sein. Denn offenbar ist es uns seitens Stadtrat und Verwaltung zu wenig gelungen, die komplexe Thematik auf den Punkt zu bringen und adressatengerecht aufzubereiten. Da stehe ich dazu und habe dafür zwei Erklärungen:

Erstens basiert die Primokiz-Vorlage auf einer ausführlichen Situationsanalyse und einem umfassenden Konzept, welches wir in Zusammenarbeit mit der Jacobs Foundation und mit externen Expertinnen – aber auch gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren erarbeitet haben. Und dieses Konzept haben wir selber geschrieben, ich war dabei… Von Plagiat kann keine Rede sein!

Und zweitens ist sich der Stadtrat bewusst, dass es für eine unbefristete Weiterführung von bisher befristeten Stellenprozenten gute Argumente braucht. Darum hat der Stadtrat dem Einwohnerrat die Herleitung, die Strategie und die Umsetzung von Primokiz detailliert aufzeigen wollen. Dazu gehören die Basis- und die Aufbaumodule wie auch ein transparenter Ausblick auf allfällige Massnahmen, welche erst ab 2018 in Frage kommen.

Möglicherweise hätte man die Gratwanderung zwischen Stringenz und Transparenz besser können bewältigen. Insofern kann ich den Rückweisungsantrag durchaus nachvollziehen. Andererseits bin ich der Meinung, dass die Personal- und Sachkosten trotz dem so genannt sperrigen Inhalt sauber ausgewiesen sind und die Vorlage logisch aufgebaut ist – mal abgesehen von der Abfolge von den römischen Ziffern.

Die vorgeschlagenen Massnahmen sind das Ergebnis eines mehrjährigen, partizipativen Prozesses. Daran würde auch eine allfällige Verlängerung bei Annahme des Rückweisungsantrages nichts ändern. Nachdem in den letzten Jahren zahlreiche Analysen und theoretische Grundlagen erstellt worden sind, würden wir so unnötig Zeit für die Umsetzung verlieren. Diese vielen Vorarbeiten sind übrigens auch ins aktuelle Legislaturprogramm eingeflossen.

Ich zitiere: «Zofingen will ein Stadt für alle sein. Integration wird umfassend gelebt. Kinder wie auch Jugendliche werden frühzeitig gefördert.»

Und weiter: «Die vorhandenen Frühangebote werden besser vernetzt, koordiniert…» Jetzt gilt es, diesen schönen Worten auch Taten folgen zu lassen!

Der Stadtrat ist fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, in die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung zu investieren – und die Zielgruppe der Abteilung Kind Jugend Familie auf die Kinder von 0 bis 6 Jahren zu erweitern.

Das heisst nicht, dass wir nichts mehr machen für die älteren Kinder und Jugendlichen. Diese strategische Weiterentwicklung kann aber nur mit einem langfristigen Engagement funktionieren. Darum braucht es die unbefristete Weiterführung der teilweise befristeten Ressourcen. Und darum braucht es das Commitment des städtischen Parlamentes.

Geschätzte Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte!

Aus all diesen Gründen lade ich Sie ein, den Rückweisungsantrag abzulehnen und den beiden stadträtlichen Anträgen zuzustimmen – für die Schaffung von guten Startbedingungen für alle Kinder, für die Förderung der Chancengerechtigkeit und nicht zuletzt für die Standortattraktivität unserer Stadt. Danke!

 

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